In Reaktion auf François Julliens Essay Es gibt keine kulturelle Identität diskutiert dieser Band aus Perspektiven verschiedener Disziplinen Fragen und Probleme der kulturellen Identität in Zeiten neu aufkommender Konfliktlinien der Spätmoderne zwischen offenen und geschlossenen Gesellschaften, Hyperkultur und Kulturessentialismus sowie Kosmopolitismus und Kommunitarismus. Zum einen liegt ein Schwerpunkt auf den theoretischen Deutungen des Konzepts aus Sicht der Politikwissenschaft, Soziologie und (Rechts-)Philosophie, die es von seinem statischen und essentialistischen Gehalt befreien, um praxeologische, dynamische, transformative und kollektive wie individuelle Aspekte miteinzufassen. Zum anderen werden empirische Konstruktionen und Debatten in den Fokus gerückt – von Identitätserzählungen, -repräsentationen und -inszenierungen, über den Einsatz als politischer Kampfbegriff in Diskursen bis hin zur Frage der prinzipiellen Vereinbarkeit kultureller Identitäten mit Demokratie.
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Der Autor erörtert, warum "kulturelle Identität" ein Bündel von Lernproblemen impliziert. Er unterscheidet zwischen Lernproblemen im engeren und solchen im weiteren Sinne, die anschließend diskutiert werden: Das erste Lernproblem im weiteren Sinne ist erkenntnis- und wissenschaftstheoretischer Natur. Das zweite Lernproblem betrifft diejenigen, die in Theorie und Praxis, vor allem in bildungspolitischen und wissenschaftlichen Diskussionen den Begriff "kulturelle Identität" verwenden. Das dritte Lernproblem im weiteren Sinn ergibt sich für die Pädagogik selbst, da in ihrer Geschichte Sachverhalte kultureller Identität zumeist im Zusammenhang von Sozialisation, Enkulturation und Personalisation in der Regel innerhalb des eigenen Kontextes diskutiert hat. Um Lernprobleme im engeren Sinne handelt es sich, wo Personen, insbesondere Heranwachsende und deren Erzieher, lernen, mit eigener und fremder kultureller Identität umzugehen. (DIPF/St.)
"Themen wie ein angeblicher "Kampf der Kulturen" (Huntington 1993, 1996), eine "Deutsche Leitkultur" oder- im Kontext der Debatte um einen eventuellen Beitritt der Türkei zur EU - eine vorgebliche "christlich-abendländische europäische Kultur" behaupten einen prominenten Platz in den hiesigen Feuilletons sowie im öffentlichen Diskurs. Dabei wird ein Kulturbegriff zu Grunde gelegt, der behauptet, dass Kultur etwas quasi naturgegebenes, statisches, d.h. in seinen Kernbeständen unveränderliches sei, das auf uralten, weitgehend zeitlosen allgemein verbindlichen Gemeinsamkeiten beruht. Letztlich geht es also hierbei um eine bestimmte und bestimmbare, aber im Prinzip feststehende und unverrückbare kollektive Identität. Allgemein wird eine so verstandene Identität mit den Kriterien Ethnizität, Sprache und/oder Religion (entweder im Einzelnen oder in einer Kombination) begründet.Diesem Kultur- und Identitätsverständnis wird im folgenden Beitrag ein Konzept entgegengestellt, das kulturelle Identität immer als eine vom historisch gesellschaftlichen Kontext abhängige Konstruktion, versteht, die von den Menschen gemacht und somit nicht statisch, unveränderbar oder überzeitlich gültig ist, sondern vielmehr permanenten Änderungen und Neuinterpretationen unterliegt und somit etwas äußerst dynamisches darstellt. Dies erscheint uns insbesondere im Kontext der politischen Bildung von besonderer Wichtigkeit, da, so die hier vertretene Ausgangsthese, das oben skizzierte statische Kultur- und Identitätsverständnis einerseits als weitgehend unreflektierte Folie tief in der Gesellschaft verankert zu sein scheint, dieses andererseits aber mit einem von der politischen Bildung vertretenen demokratischen Leitbild, das u.a. auf zentralen Werten wie Toleranz, Menschenwürde, Gleichheit, Solidarität, Individualität, Partizipation etc. beruht als wenig kompatibel erscheint. Insbesondere auch deshalb, weil dieses Kultur- und Identitätsverständnis sowohl auf der sozialpsychologisch-individuellen, der politisch-rechtlichen und der gesellschaftlichen-sozialen Ebene (Bielefeld 1998:98ff.) in vielschichtiger Weise über Inklusion und Exklusion, also über Zugehörigkeit und Ausgrenzung bestimmt." (Autorenreferat).
In einem kurzen Überblick stellt der Autor ältere und neuere Theorien zum Thema Religion und kulturelle Identität vor - Durkheim, G.H. Mead, Habermas, Beals, Mol, Wolffsohn u.a. Einige Thesen der Religionssoziologie und der Sozialpsychologie werden am Beispiel der religiösen Verhältnisse und der Sektenbildung in Lateinamerika überprüft. Neben der katholischen Kirche, der Bewegung der Basisgemeinden und ihrem Verhältnis zu ethnischen Minderheiten werden auch die zahlreichen afroamerikanischen Kulte behandelt. Nach Mols These handelt es sich bei vielen der neueren religiösen Bewegungen in der Dritten Welt um Sekten, deren soziale Funktion die Neubildung von Identitäten ist. Die Funktion der etablierten Kirchen sei dagegen die Identitätserhaltung umfassender Kulturen und Gesellschaften. Der Autor diskutiert diese Unterscheidung von "Kirche" und "Sekte", die an Troeltsch anknüpft und prüft die - ebenfalls von Mols aufgestellte - These, Sekten seien ungeachtet ihrer dogmatischen Eigenheiten stets Ausdruck sozialen Protestes. Am Beispiel Brasiliens läßt sich zeigen, daß die "Religion der Armut" zugleich eine "Kultur der Armut" ist. Diese Kultur ist mehr als eine defizitäre Version der offiziellen Kultur und Religion. (KA)
"Themen wie ein angeblicher "Kampf der Kulturen" (Huntington 1993, 1996), eine "Deutsche Leitkultur" oder- im Kontext der Debatte um einen eventuellen Beitritt der Türkei zur EU - eine vorgebliche "christlich-abendländische europäische Kultur" behaupten einen prominenten Platz in den hiesigen Feuilletons sowie im öffentlichen Diskurs. Dabei wird ein Kulturbegriff zu Grunde gelegt, der behauptet, dass Kultur etwas quasi naturgegebenes, statisches, d.h. in seinen Kernbeständen unveränderliches sei, das auf uralten, weitgehend zeitlosen allgemein verbindlichen Gemeinsamkeiten beruht. Letztlich geht es also hierbei um eine bestimmte und bestimmbare, aber im Prinzip feststehende und unverrückbare kollektive Identität. Allgemein wird eine so verstandene Identität mit den Kriterien Ethnizität, Sprache und/oder Religion (entweder im Einzelnen oder in einer Kombination) begründet.Diesem Kultur- und Identitätsverständnis wird im folgenden Beitrag ein Konzept entgegengestellt, das kulturelle Identität immer als eine vom historisch gesellschaftlichen Kontext abhängige Konstruktion, versteht, die von den Menschen gemacht und somit nicht statisch, unveränderbar oder überzeitlich gültig ist, sondern vielmehr permanenten Änderungen und Neuinterpretationen unterliegt und somit etwas äußerst dynamisches darstellt. Dies erscheint uns insbesondere im Kontext der politischen Bildung von besonderer Wichtigkeit, da, so die hier vertretene Ausgangsthese, das oben skizzierte statische Kultur- und Identitätsverständnis einerseits als weitgehend unreflektierte Folie tief in der Gesellschaft verankert zu sein scheint, dieses andererseits aber mit einem von der politischen Bildung vertretenen demokratischen Leitbild, das u.a. auf zentralen Werten wie Toleranz, Menschenwürde, Gleichheit, Solidarität, Individualität, Partizipation etc. beruht als wenig kompatibel erscheint. Insbesondere auch deshalb, weil dieses Kultur- und Identitätsverständnis sowohl auf der sozialpsychologisch-individuellen, der politisch-rechtlichen und der gesellschaftlichen-sozialen Ebene (Bielefeld 1998:98ff.) in vielschichtiger Weise über Inklusion und Exklusion, also über Zugehörigkeit und Ausgrenzung bestimmt." (Autorenreferat)
Cover -- Einführung und Beschreibung der Beiträge -- Teil I: Theoretische Deutungen -- Die kulturelle Identität, ein umstrittenes, aber unentbehrliches Konzept -- 1. Einleitung -- 2. Was ist kulturelle Identität? -- 3. Ein Modell kultureller Identität -- 4. Gleichberechtigungsprinzip und identitäre Strategien -- 5. Metastabilität und kulturelle Identität -- 6. Fazit -- Literatur -- Zwischen Offen- und Geschlossenheit. Politische Implikationen einer praxeologischen kulturellen Identität -- 1. Einleitung -- 2. Geschlossenheit und Offenheit kultureller Identität -- 3. Identitätskrise und der Antagonismus von Offen- und Geschlossenheit -- 4. Politische Grenzziehungen -- 5. Die praxeologische Konstruktion kultureller Identität -- 6. Politische Implikationen des praxeologischen Identitätskonzepts -- Literatur -- Kulturelle Identität - Eine praxistheoretische Deutung -- 1. Thema und Zielsetzung -- 2. Der Begriff der kulturellen Identität -- 3. Ein praxistheoretisches Verständnis kultureller Identität -- 4. Fazit -- Literatur -- "You can check out, but you can never leave." - Identitätsräume zwischen Entgrenzung und Begrenzung -- Machtpolitische Kulturkämpfe um hegemoniale Geländegewinne -- Milieus der Entgrenzung -- Identitätsräume soziokultureller Sicherheit -- Identität als soziokulturelles Dispositiv -- Kollektive Identität -- Identitätspolitik ist Machtpolitik -- Literatur -- Freiheit durch Kultur? Kulturelle Identität als kulturelle Selbstbestimmung -- 1. Was kulturelle Identität ist und was sie sein sollte -- 2. Rawls als Ausgangspunkt kulturpolitischer Selbstbeschränkung des Liberalismus -- 3. Kulturelle Identität als Grundlage des Liberalismus nach Ronald Dworkin -- 3.1 Liberalismus nach Ronald Dworkin -- 3.2 Kulturelle Identität und der Wert der Struktur von Kultur -- 3.3 Kritik.
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In dem Beitrag werden soziokulturelle Identitätsprobleme der Ostdeutschen als solche einer "peripheren" Bevölkerung diskutiert. Aus dieser Blickrichtung ergibt sich die Frage, ob und wie die Ostdeutschen ihre Konstrukte soziokultureller Identitäten in Rücksicht auf die primär systemintegrativ angelegte Vereinigung und Transformation produktiv mobilisieren und nutzen können. Es wird eine Erklärung für die derzeit ablaufenden, vielfach disparaten und unübersichtlichen Vorgänge der Orientierung und Selbstverortung der ostdeutschen Menschen gesucht. Der Zusammenhang von Systemintegration und sozialer und kultureller Integration wird betrachtet. In der Zusammenführung der Moderne-Diskurse im Westen und der Transformationsdebatten im Osten wird die folgende konzeptionelle Rahmenthese diskutiert: Der politische und diachrone Modus von staatlicher Vereinigung und Systemtransformation, die Implantation externer Institutionen sowie die Dominanz von "ready made actors", der hohe zeitliche Druck der Szenarien hat einen geschichtlichen Vorgang in Bewegung gesetzt, der als Peripherienbildung begriffen und beschrieben werden kann. (ICA)
Die Landflucht der lateinamerikanischen Bevölkerung in die Großstädte und der damit einhergehende Verlust der ursprünglichen kulturellen Identität haben wesentlichen Anteil am großen Erfolg der Telenovelas. Telenovelas, die lateinamerikanische Antwort auf die US-amerikanischen Soap operas, waren von Anfang an auch ein Instrument der Mächtigen, um die jeweiligen wirtschaftlichen oder politischen Interessen zu unterstützen, bzw. deren Wertvorstellungen zu transportieren. Telenovelas prägen das Bild der Zuschauer von einer heilen und erstrebenswerten Welt und zeigen dem Publikum, daß jeder den sozialen Aufstieg schaffen kann. Alles Gründe dafür, daß der Erfolg der Telenovelas in den Ländern der ersten Welt nicht so einfach wiederholbar ist.
"Die Diskussion um kulturelle Auswirkungen des internationalen Tourismus ist in der Tourismusliteratur häufig durch ein starres Kulturverständnis und Kulturpessimismus geprägt. Es wird hier der Versuch unternommen, die Kulturdiskussion im Tourismus auf eine breitere Basis zu stellen und insbesondere Ergebnisse der Geisteswissenschaften mit einzubeziehen. Statt eines starren wird ein dynamisches Kulturverständnis zugrunde gelegt, statt eines kulturpessimistischen ein empathischer Ansatz gewählt. Mit diesen Vorstellungen werden Antworten auf zwei Fragen gesucht: Welche Wirkungen kann der Tourismus auf bereiste Kulturen haben, und welche Funktion hat das Reisen für die Kultur der Reisenden?" (Autorenreferat)
Im September 2007 fand der Potsdamer Lateintag' an der Universität Potsdam zum dritten Mal statt. Der Tag selbst entsprach in seiner Konzeption den Veranstaltungen der vergangenen Jahre. Allerdings gab es eine Neuigkeit: Seit diesem Jahr war er Teil eines größeren, über drei Jahre angelegten Projekts, dem Brandenburger Antike-Denkwerk (BrAnD), das im Rahmen des Denkwerke-Programms der Robert Bosch Stiftung gefördert wird. Hierbei werden in enger Zusammenarbeit von Universität und Schulen Einzelprojekte an Schulen gefördert. Neben den Vorträgen des Lateintags von Herrn Prof. Dr. K.-W. Weeber und Frau PD Dr. Chr. Kunst finden sich daher zum ersten Mal in einem Heft dieser Reihe ein Bericht zum Ablauf des gesamten Projekts sowie einige Berichte zu Schulprojekten.
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